2020
2020: das Kiebitzprojekt steht nicht still
Das Kiebitzförderprojekt stand im aussergewöhnlichen Jahr 2020 nicht - wie so vieles andere - still. Es wurden etliche Arbeitsstunden geleistet, um die stark reduzierten Kiebitzpopulationen im Kanton Schwyz durch Schutz- und Fördermassnahmen zu erhalten und zu vergrössern. Es kam dieses Jahr zu zahlreichen Verlusten bei den Kiebitzküken der Erstbruten. Der Hauptgrund dafür waren Rabenkrähen, welche in grosser Anzahl und in stetiger Präsenz Druck auf die Watvögel ausüben.
Die Stiftung Frauenwinkel ist weiterhin auf finanzielle Unterstützung angewiesen:
IBAN CH12 0077 7004 7425 5454 9, Stiftung Frauenwinkel, 8856 Tuggen
Junge Kiebitze litten auch dieses Jahr wieder unter der Trockenheit im April, da das Nahrungsangebot eingeschränkt war. |
Harter Rückschlag für Jungvögel
Die Anzahl Brutpaare im Nuoler Ried belief sich auf 18 Paare, im Frauenwinkel wurden 14 Paare gezählt. Dies entspricht dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre. Hingegen war der Bruterfolg seit Projektbeginn 2013 noch nie so tief. Im Nuoler Ried wurden 9 Flügglinge ausfindig gemacht, im Frauenwinkel keine. Im Vergleich zum Vorjahr, in welchem 33 Jungvögel das Flüggealter erreichten, ist dies ein starker Rückschlag. Damit dies nicht zur Norm wird, muss das Kiebitzprojekt auch in den nächsten Jahren weitergeführt werden.
Zum ersten Mal konnten Gelege im Staffelried gesichert werden, aus finanziellen Gründen allerdings nur mit wenigen Schutzmassnahmen. Leider überlebten dort keine Jungvögel.
Dank einem Fernsehauftritt bei 3sat hatten wir die Möglichkeit, noch mehr Menschen über das Kiebitzprojekt zu informieren. |
Neue Methoden im Ried und im Fernsehen
Neben den bereits in den letzten Jahren durchgeführten Schutzmassnahmen wie der Installation von Elektrozäunen, der Begleitung landwirtschaftlicher Arbeiten, Öffentlichkeitsarbeit, regelmässigem Monitoring und dem Belassen von Altgrasstreifenwurden in der Saison 2020 zusätzlich punktuelle Vernässungen in der Trockenphase durchgeführt. Dies verbesserte die Nahrungsverfügbarkeit für die Küken und Altvögel im April. Auf den bewässerten Flächen (eine bestehende Buntbrache, die Ziegelwies und eine Kunstwiese im Nuoler Ried) hielten sich konstant Kiebitze auf. Somit kann die Bewässerung als gute Massnahme erachtet werden, welche in den nächsten Jahren weitergeführt werden kann.
Zusätzlich ergab sich dieses Jahr die Möglichkeit das Kiebitzprojekt im Rahmen der Fernsehsendung "Traumseen der Schweiz" bei 3sat vorzustellen. Damit erhielten wir die Chance, eine breitere Bevölkerung für den quirligen Watvogel zu sensibilisieren.
Mit einer Solarpumpe wurden im trockenen April 2020 erstmals punktuelle Bewässerungen im Nuoler Ried durchgeführt. |
Ein herausforderndes Jahr - auch für Kiebitze
Trotz der neuen Bewässerungsmethode war der trockene April für die Kiebitze gefährlich und brachte wohl einige Brutverluste. Zudem musste aufgrund des Aufkommens des Maiswurzelboherers zwingend nach dem Prinzip der Fruchtfolge bewirtschaftet werden. Dadurch bestand der grösste Teil des Nuoler Rieds aus Kunstwiese mit schnell wachsendem Gras, was für die Kiebitze kein geeigneter Brutstandort darstellt. In Kombination mit der diesjährigen überdurchschnittlichen Anzahl Krähen in den beiden Gebieten konnte der angestrebte Bruterfolg von einem Flüggling pro Brutpaar mit Abstand nicht erreicht werden. Das Abwehrverhalten der Kiebitz-Kolonie war geschwächt, da die Gelege recht lose auf 300 m Distanz verteilt waren. Eine kompakte Koloniebildung hat nicht stattgefunden. Um der Krähenproblematik etwas entgegenzuwirken wurde das Zaunausmähen in der Nacht durchgeführt, da während dem Ausmähen am Tag die Küken durch Krähen prädiert wurden. Andere Massnahmen wie ein Krähenschreck wiesen keinen erkennbaren Erfolg auf.
Das Ausmähen des Zaun während der Nacht lässt den Kiebitzen während dem Tag etwas mehr Ruhe, wodurch die Küken weniger Prädation durch Krähen zu befürchten haben. |
Absage der Patrouille Suisse
Durch die Corona Pandemie wurden alle Trainingsflüge der Patrouille Suisse für diesen Frühling abgesagt. Somit wurden dieses Jahr die Brutvögel nicht durch die Schweizer Flugstaffel gestört. Gerade in der sensiblen Phase zwischen April und Mai war dies günstig und könnte als Beispiel dienen, zukünftig die Trainingsflüge nicht während der Brutzeit im Nuoler Ried durchzuführen.
Hauptgrund für den geringen Bruterfolg sind die Rabenkrähen, die sich von den Kiebitzeiern ernähren. Hier aufgenommen mit einer Wildtier-Infrarotkamera. |
Mehr Platz für den Kiebitz
Zukünftig müssen dem Kiebitz mehr geeignete Brutplätze geboten werden. Durch eine frühere Umsetzung beim Eggen der Kunstwiesen zu Beginn der Brutsaison und durch die langfristige Sicherung von Kiebitz-Vorrangflächen werden die Kolonien gefördert. Zudem müssen die Krähen daran gehindert werden, weiterhin gezielte Attacken auf die Kiebitze auszüben.
Dank der freiwilligen Mitarbeit von OrnithologInnen und der tatkräftigen Unterstützung von Zivildienstleistenden, sowie Mitarbeitenden der Stiftung Frauenwinkel, wurden dieses Jahr an 54 Tagen Beobachtungstouren durchgeführt. |
Jede und jeder kann helfen
Die Brutsaison 2020 hat einmal mehr gezeigt, wie viel Arbeit notwendig ist, um die Gefährdung des Kiebitzes zu minimieren. Die Stiftung Frauenwinkel ist deshalb weiterhin auf grosszügige Unterstützung angewiesen.
Herzlichen Dank!
Die Kiebitzmännchen bewachen die Jungen aus einiger Entfernung, um im Notfall anzugreifen. |